Der Piccolo - ein Einsteigermodell?

Erfahrungsbericht

Ja! Es ist zwar etwas schwerer, mit dem Piccolo das Fliegen zu erlernen, aber es kostet am wenigsten, er verzeiht die meisten Crashs, ist mit einfachstem Sender schon gut fliegbar und wer einen kleinen Hubschrauber wie den Piccolo oder die Hornet beherrscht, kann jeden andern Hubschrauber auch fliegen. Auch die automatisch erworbene Routine bei Abfangmanövern ist für größere Helis von großem Vorteil.

Leider gibt es auch Piccolobesitzer, die das Fliegen nicht erlernen und alles verkaufen. Das liegt aber meistens daran, dass die Käufer denken, er ist so leicht zu steuern wie ein RC-Buggy aus dem Supermarkt. Dem ist natürlich nicht so. Mit jedem anderen Heli hätten sie es aber auch nicht erlernt, hätten aber größeren Frust und teure Reparaturenarien durchlebt.

Modell

Piccolo Hornet LMH Elektro-Heli z.B. ECO8 Verbrenner-Heli z.B. Raptor
Anschaffungskosten gering gering mittel mittel hoch
Anforderung an Sender gering mittel mittel mittel mittel
Zubehörkosten gering gering mittel mittel hoch
Ersatzteilkosten Crash gering gering gering mittel hoch
Wartungs- und Unterhaltskosten gering gering mittel mittel hoch
Crashempfindlichkeit gering mittel gering hoch hoch
Gefahrenpotential gering gering mittel hoch hoch
Schwierigkeitsgrad lernen hoch hoch gering mittel mittel
Schwierigkeitsgrad fliegen hoch hoch mittel mittel gering
Anforderung an Flugplatz gering gering mittel mittel hoch

Fliegen lernen

Am leichtesten erlernt man das fliegen mit einem Flugsimulator für den PC. Da kann man in mehreren halbstündigen Trainingseinheiten mehr erlernen als nach monatelangem Training mit einem teuren Verbrennerheli. Ohne Simulator kann man mit einem Trainingsgestell auch durch herumrutschen auf dem Boden das Steuern erlernen, es dauert aber mit Sicherheit länger, kostet mehr Ersatzteile und es geht auch eine gewisse Gefahr von einem Modell aus, welches der Pilot nicht beherrscht. Beim Fliegenlernen mit einem größeren Hubschrauber empfehle ich aber sowieso Hilfe von einem Verein oder einem geübten Piloten in Anspruch zu nehmen. Schon mit einem ECO8 sind die meisten Modellbauer überfordert, wenn sie keinerlei Hilfe bekommen.

Für die ersten Flugversuche sollte ein Trainingsgestell an den Kufen befestigt werden und auf die Haube sollte verzichtet werden, denn die ist sehr bruchempfindlich und außerdem gleicht es das Mehrgewicht des Trainingsgestell zum Teil wieder aus. Den Schwerpunkt einzustellen ist mit Trainingsgestell sehr leicht, denn die Kugeln müssen alle den gleichen Anstand zum Boden haben, wenn der Piccolo an den Paddelstangen hochgehoben wird. Der Schwerpunkt muss nach jedem harten Aufsetzen geprüft werden.

Viele Einsteiger sind der Meinung, dass der Hubschrauber eigenstabil fliegt, wenn er richtig eingestellt ist. Das stimmt nicht, denn der Heli schwebt auf einer Kugel aus Luft und wird immer aus einer scheinbar stabilen Position in jede beliebige Richtung ausbrechen. Wie gut er eingestellt ist (Trimmung und Schwerpunkt) entscheidet nur darüber, wie schnell, wie stark und in welche Richtung er ausbricht. Gut getrimmt kann der Piccolo mehrere Sekunden auf der Stelle verharren bevor er langsam ausbricht.

Durch langsames Pitch erhöhen, wird der Piccolo irgendwann leicht und dreht sich um die Hochachse und/oder rutscht in eine Richtung weg. Um die Hochachse sollte er halbwegs stabil sein. Dreht er sich so langsam wie der Sekundenzeiger einer Uhr ist das noch normal. Sogar mit dem optionalem Heading-Hold Modul, welches genau das vermeiden soll, dreht er sich zeitweise. Es ist auch normal, das er sich nach dem ersten Start in die eine und nach einigen Minuten in die andere Richtung dreht. Da muss mit dem Mix-Einsteller auf dem Board der beste Kompromiss gefunden werden. Wenn das geschafft ist, rutscht er immer in eine Richtung weg. Das muss nun mit der Trimmung am Sender so eingestellt werden, dass er beim leicht werden nicht nach vorne oder hinten ausbricht und ganz leicht nach links schiebt. Das ist nötig, da der Heckrotor unterhalb der Hauptrotorebene sitzt und der Piccolo dadurch im Schwebeflug etwas schief hängt. Nun muss das Gegensteuern geübt werden.

 

Wenn am Simulator schon geübt wurde, kann bald mit den ersten Hüpfern begonnen werden. Um das Linksschieben des Heckrotors auszugleichen, muss zum geraden Abheben der Rollklnüppel etwas nach rechts gedrückt werden, bis der Piccolo die ersten 20-30 cm überwunden hat. In diesem Bereich fliegt der Piccolo im Bodeneffekt und ist schlecht steuerbar. Deswegen sollte der Piccolo mit einem kleinen Schwung auf 40-50cm Höhe gehoben werden und möglichst auch gehalten werden. Das muss nun lange genug geübt werden, denn zum richtigen schweben müssen Nick, Roll, Pitch und Heck immer gleichzeitig korrigiert werden. Wenn das mal klappt, hat man das schlimmste am Helifliegen überstanden.

Gerade die Hecksteuerung muss in Fleisch und Blut übergehen. Um es zu üben kann man nach dem Einschalten des Piccolo den Trimmhebel für das Heck mal nach rechts und mal nach links verstellen, damit sich das Heck immer verdrehen will. Damit ist man gezwungen, das Heck zu steuern. Das funktioniert auch, wenn man mit dem Triningsgestell auf dem Boden herumrutscht. Es übt ungemein und ist auch eine schöne Übung für den Flugsimulator. Nun sollte man vorwärts/rückwärts und zur Seite fliegen üben.

Wenn das Schweben soweit einwandfrei klappt, sollte man immer wieder versuchen, den Piccolo auf die Seite zu drehen. Dabei immer wieder die Seite tauschen, so gewöhnt man sich gar nicht erst eine "Schokoladenseite" an. Meiner Meinung sollte man nur bis 90° üben, dann geht es nämlich ans Nasenschweben. Das heißt, der Piccolo schwebt nicht mehr mit dem Heck, sondern mit seiner Haube (Nase) vor einem, also Auge in Auge mit dem Piccolo.

Nasenschweben

Um das Nasenschweben zu erlernen gibt es drei Methoden. Bei allen Methoden kann am einfachsten und materialschonensten an einem Simulator das umgekehrte Steuern von Nick und Roll erlernt werden.

Die erste Möglichkeit, im Rundflug aus einer acht heraus langsamer werden und auf sich zuzufliegen, ist für den Piccolo nicht so gut geeignet, da es schon ziemlich schwer ist, mit dem Piccolo Rundflüge zu erlernen. Denn dafür sollte man den Piccolo schon in jeder Position beherrschen, also auch schon Nasenschweben können.

Eine weitere Möglichkeit ist, den Piccolo im Seitenschweben immer ein Stückchen weiterzudrehen. Dabei immer wieder abfangen und gerade drehen und neu versuchen. Diese Möglichkeit halte ich auch nicht für so gut, denn Seitenschweben, und erst recht darüber hinaus zu drehen, beherrschen auch sehr erfahrene Helipiloten selten wirklich gut. Dagegen ist Nasenschweben schon eine Leichtigkeit.

Viele empfehlen die dritte Methode, mit der auch ich das Nasenschweben erlernt habe. Der Piccolo (mit Trainingsgestell) wird verkehrt herum vor sich hingestellt und das schweben lernen, wie man es andersherum auch gelernt hat. Dabei muss beachtet werden, dass der Rollknüppel genauso wie beim Normalstart etwas nach rechts gesteuert werden muss.

 

Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann schick mir eine Kurznachricht oder besser eine E-Mail

Karsten Camlott  -  Hannover  -  Stand 3.12.2001